Unser Muattasprach, die Mundart, gehört mit zu den kulturellen Werten unserer Heimat. Darüber habe ich bereits 1990 in einem Artikel geschrieben. Deshalb ist die Pflege der Mundart
nicht nur eine Aufgabe der Heimatpflege und ein wichtiges Anliegen der Trachtenvereine, sondern auch eine solche unserer Schulen und Kindergärten, von den Eltern selbstverständlich, kurzum von uns allen. Die
Muttersprache ist ein unwiederbringbarer Schatz, den wir uns möglichst lange erhalten sollten. Unverzichtbar gerade, daß an bayerischen Schulen die Mundart der Region erlaubt ist. Die Unverzichtbarkeit der
“Schriftsprache” darf keineswegs zur Vernachlässigung oder Degradierung der Mundart führen. Schon allein aus dem Grund, als manche Mundarten eine reichere Ausdrucksfülle besitzen. Nur ein Ignorant
kann das bestreiten. Dem Nuancenreichtum etwa der in unserer Zeit in Altbyern gesprochenen Mundarten hat die Schriftsprache nichts entgegenzusetzen. Ein nicht minder triftiger Grund liegt in der schlichten
Erkenntnis, daß die Mundart die normale Umgangssprache vieler Bürger ist, ein weiterer darin, daß ein Teil der bayerischen Literatur in einer Mundart geschrieben ist. Wer hätte das Recht, auf sie zu verzichten? Dann
aber muß sie auch in der Schule erlaubt sein, mehr noch: sie muß gepflegt werden. Alle mit der Erziehung von Jugendlichen Befaßten - Eltern, Kindergärtnerinnen und Lehrkräfte aller Schularten - so sagt der
Wissenschaftler, müßten zu der Einsicht gelangen, dass das, „andere Deutsch“ keinesfalls das bessere Deutsch sei. Vielmehr basiert das südliche Deutsch auf einer eigenständigen Tradition von über 12oo Jahren
und sei ,,hochdeutsch“ im eigentlichen Sinne. Den Schutz der regionalen Sprachenvielfalt hat sich auch die ,,,,Aktionsgemeinschaft Bayerische Sprachen“ zur Aufgabe gemacht, in der sich der
,,Bayerische Trachtenverband“, der ,,Bund der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien“ der „Bayernbund“, die ,,Bayerische Einigung“ und der „Förderverein Bairische Sprachen und Dialekte“
mit insgesamt rund einer halben Million Mitgliedern zusammengeschlossen haben. Kultusministerin Monika Hohlmeier versichert, dass auch ihr Förderung und Pflege der bairischen Mundarten am Herzen lägen. Sie
verweist auf die Lehrpläne ihres Hauses, die bereits klare Vorgaben für eine schulische Beschäftigung mit den heimischen Mundarten enthielten. Auch Ministerpräsident Edmund Stoiber hat ein klares Bekenntnis zum
Bairischen abgelegt: ,,Elternhaus und Schule müssen unseren Kindern vermitteln, dass die fränkischen, schwäbischen und bairischen Mundarten ihren gleichberechtigten Platz neben der Schriftsprache haben.“ Für Stoiber gehört die Sprache zum Typischen und Unverwechselbaren einer Region, sie sei Heimat und stifte Identität und schließlich hochpolitisch: ,,Die
Vielfalt der in Bayern gesprochenen Dialekte muss als Ausdruck eigenständiger Tradition und gewachsener Kultur in einem Europa der Regionen erhalten bleiben.“
Max Reitner 10.Juli 2ooo
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