2 Januar, 2025

Der Trachtenbewegung auf der Spur

Brauchtumspfleger, Mundartsprecher und Theaterspieler treffen sich

Rosenheim. Heute ist er Bayerns größter Gautrachtenverband, der Gauverband I, dem insgesamt 117 Vereine mit knapp 42.000 Mitgliedern angehören. Kürzlich hat sich das Sachgebiet der Brauchtumspfleger, Mundartsprecher und Theaterspieler in Rosenheim getroffen, um sich auszutauschen. Rosenheim, ein Ort, der zurecht von den Mitgliedern aus dem Gauverband I als Wiege der Trachtenbewegung benannt wird, denn es war 1890, als beim „Centralfest“ ihr Verband gegründet wurde. 

Auf den Punkt brachte es die ausgebildete Stadtführerin, Angelika Schartel, die selbst Mitglied beim G.T.E.V. „Rosenheim Stamm I“, Rosenheims ältesten Trachtenverein ist.  Treffpunkt war beim KUKO, wo einst das Kapuzinerkloster mit Friedhof stand. Später, in der Zeit der Industrialisierung wurde das Kloster zur Saline umgebaut, Arbeitsplätze standen zur Verfügung, die Bevölkerungszahl stieg rasant an, die neue ländlich geprägte Gesellschaft schloss sich zusammen, die ersten Trachtenvereine wurden gegründet, so Schartel. Wo heute der Gillitzerblock steht, war damals das Hotel „Deutscher Kaiser“ – das beste Hotel Europas – mit ihrem Hoteldirektor Alois Bach untergebracht. Bach war es, der als Autor, Spieler und Regisseur fungierte und die Rollen mit Personen aus Trachtlerkreisen besetze. Dass man damals schon auf regionale Mundart setzte, ist für Marianne Heidenthaler, die sich als Sachgebietsleiterin auch für den Erhalt der Bayerischen Sprache einsetzt eine der Grundlagen für ihre Arbeit. 

genau hier im Freigelände damals der Pernlohner Keller, heute am Roßacker, wurde 1890 beim „Centralfest“ der Gauverband I gegründet

Boarisch G`red

Mit den Worten „D`Hoamat für`n Menschen, is des wichtigste Stück, Hoamat is Friedn is Wärme und Glück. Is Müh und Sorgen und Trauer und Freid, is vor all`m a s`Liebsei unta de Leit.“

Mit diesen einleitenden Worten verfasst vom „Ponzauner Wigg“ in Mundart, verdeutlichte Heidenthaler die Notwendigkeit zum Erhalt der regionalen Dialekte. Michaela Fuchs, 1. Vorsitzende des Gastgebervereins schloss sich an und unterstrich den Stellenwert ihres Vereins mit den Worten “Grüß Gott in Rosenheim, der Wiege der Trachtenbewegung“.

Bayerische Kultur – von jung bis alt

Beliebt, vor allem bei den Kindern ist das Brauchtumsrad. Einmal zum Stehen gekommen ist das Ziel die Antwort rund um Bräuche und Ereignisse zur Trachtensache, so Heidenthaler. Darüber hinaus bietet der Gauverband Malbücher und ein Konzept zum Besuch in Grundschulen an, um den Nachwuchs bereits im Kindesalter für die bayerische Kultur zu sensibilisieren. Der Brauchtumsweg für Drinnen als Quiz in Papierweg für Kinder- und Jugendgruppen führt in zeitlicher Unterteilung durchs Jahr und befragt zu Trachten und ihre Vielfalt.  Auch tanzen und plattleln und Erhalt sowie Pflege der Bräuche durch die Jahreszeiten kommen darin vor und sind ebenfalls über den Gauverband erhältlich.

Für Theaterspieler findet zu Bärten, Haarteilen und Perücken am kommenden Wochenende ein Kurs statt. Wenige Plätze sind noch frei; Kurzentschlossene können sich unter 08685/1328 anmelden. Weitere Seminare bietet der Bayerische Trachtenverband an. Dort können z. B. Kurse für Brauchtumsbäckerei und Theaterspiel besucht werden. Aufgrund der großen Nachfrage findet heuer noch ein Rhetorik-Kurs statt, so Heidenthaler weiter. Sie berichtet von der Unterschriftenaktion im Auftrag des FBSD, dem Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V., bei der 3.200 Unterschriften zusammengekommen sind. Ziel ist die Beantragung, die Bairische Sprache in die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen aufzunehmen. 

Brauchtum für alle Sinne

Um Bräuche und Traditionen mit dem passenden, meist aus Generationen überlieferten Rezept, Ritual und Anekdoten zu erhalten, wird angeregt vom Bayerischen Trachtenverband ein digitales Nachschlagewerk erstellt. Zu diesem Gemeinschaftsprojekt ruft Heidenthaler zum Mitmachen auf und bittet um Zusendung der Unterlagen.

Umringt von Kindern: Marianne Heidenthaler mit dem Brauchtumsrad.

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